Gefahrenindex Wetterfühligkeit - Hintergrund
Durch zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Biotropie des Wetters (also die Reaktion des Organismus auf das Wetter) zu signifikant von der Norm abweichenden Häufigkeiten von bestimmten Gesundheitsbeschwerden führt. Es ist dabei zu beachten, dass sich diese Häufungen der Gesundheitsbeschwerden immer auf ein Kollektiv von Personen beziehen. Die Reaktion eines Individuums auf das Wetter kann davon abweichen.
Eine signifikante Zunahme oder Verstärkung von Beschwerden während bestimmter Wettersituationen konnte bei entzündlichen und degenerativen rheumatischen Erkrankungen, Erkrankungen im Herz-Kreislaufbereich (sowohl in Verbindung mit hohem Blutdruck (hyperton) als auch in Verbindungen mit niedrigem Blutdruck (hypoton), Asthma und bei allgemeinen Befindlichkeitsstörungen wie beispielsweise der Schmerzempfindlichkeit, Kopfschmerzen oder der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit statistisch nachgewiesen werden. Für diese Beschwerden werden beim Deutschen Wetterdienst Gefahrenindizes zur Wetterfühligkeit für den aktuellen Tag und die beiden Folgetage vorhergesagt. Dabei wird jeweils für die erste und die zweite Tageshälfte der dominierende Wettereinfluss dargestellt.
Da in der Regel nicht ein einzelnes meteorologisches Element die Wirkung des Wetters auf die Gesundheit bestimmt, sondern mehrere Wetterelemente im Akkord auf den Organismus einwirken, bietet sich die Verwendung von Wetterklassifikationen für die Erstellung eines Gefahrenindex an. Das vom Deutschen Wetterdienst verwendete Verfahren beruht auf der biosynoptischen Wetterklassifikation. Die einzelnen biosynoptischen Wetterklassen repräsentieren die unterschiedliche Biotropiebereiche einer Wettersituation (Tabelle). Es werden dabei generell fünf biosynoptische Wetterklassen unterschieden, die sehr eng mit unterschiedlichen Bereichen in einem Tiefdrucksystem bzw. Hochdrucksystem in Verbindung stehen und mit einer Häufung bestimmter Gesundheitsbeschwerden verbunden sind. Tritt gleichzeitig thermische Belastung (Wärmebelastung oder Kältestress) auf, können auch die Wettereinflüsse von denen in der Tabelle leicht abweichen.
Tabelle: Zuordnung von biosynoptischen Wetterklassen zu gesundheitlichen Einflüssen.
Biosynoptische Wetterklasse | Beschreibung | Gesundheitliche Einflüsse |
1: warmes Hoch mit und ohne Bodeninversion |
antizyklonale Lage, kaum Änderung der dynamischen Verhältnisse durch Kalt- oder Warmluftadvektion | günstige Einflüsse auf allgemeines Befinden und auf das Herz- und Kreislaufgeschehen (hyperton und hypoton) |
2: warmluft-advektive Tiefvorderseite |
indifferente Lage in 850 hPa; Änderung der Dynamik in Richtung Stabilisierung der vertikalen Schichtung durch zunehmende Warmluftadvektion; | ungünstige Einflüsse auf das allgemeine Befinden, hypotone Herz-Kreislaufbeschwerden und entzündliche rheumatische Erkrankungen |
3: Tiefzentrum |
stark zyklonale Lage | ungünstige Einflüsse auf alle oben genannten Beschwerdebilder |
4: kaltluftadvektive Rückseite |
vollzogener Wetterumschlag, Änderung der Dynamik in Richtung Labilisierung durch zunehmende Kaltluftadvektion |
günstige Einflüsse auf das allgemeine Befinden und ungünstige Einflüsse auf hypertone Herz-Kreislaufbeschwerden sowie auf Asthma |
5: indifferente Wetterlage |
indifferente Lage in 850 hPa; Änderung der Dynamik in Richtung Stabilisierung durch schwache Warmluftadvektion bzw. keine der übrigen Bedingungen trifft zu | signifikante günstige oder ungünstige Einflüsse ließen sich bei keinem Formenkreis feststellen |
Nutzen der Gefahrenindizes zur Wetterfühligkeit:
Die Gefahrenindizes für Wetterfühlige informieren frühzeitig über wetterbedingte Risiken für das gesundheitliche Wohlbefinden. Sie bieten die Möglichkeit, den Wettereinfluss bei der individuellen Tagesplanung zu berücksichtigen und helfen vor allem älteren und kranken Menschen, zusätzliche Belastungen zu vermeiden. Damit können nicht nur Risiken für die Gesundheit vermindert, sondern auch die allgemeine Lebensqualität erheblich gesteigert werden. Wetterwechsel alleine machen nicht krank! Personen, die sehr stark unter Wettereinflüssen leiden, sollten daher unbedingt ihren Hausarzt darauf ansprechen.
Gefahrenindex Wetterfühligkeit - Erklärungen
Bei den Gefahrenindizes für Wetterfühligkeit wird die gesundheitliche Bedeutung der aktuellen Wetterlage für Wetterfühlige dargestellt. Da sich der Wettereinfluss auf die Gesundheit zwischen den einzelnen Beschwerdebildern unterscheiden kann, werden Gefahrenindizes für Herz-Kreislauf-Beschwerden, rheumatische Beschwerden, asthmatische Erkrankungen sowie allgemeine Befindensbeeinträchtigungen getrennt vorhergesagt. Bei den Herz-Kreislauf-Beschwerden wird zudem noch zwischen mit hohem Blutdruck verbundenen Beschwerden (hyperton) und mit niedrigem Blutdruck verbundenen Beschwerden (hypoton) unterschieden. Auch beim Rheuma erfolgt eine weitere Unterteilung von entzündlichen und degenerativen rheumatischen Beschwerden. Der Gefahrenindex für Wetterfühligkeit wird für 11 Regionen in Deutschland jeweils für die erste und die zweite Tageshälfte getrennt dargestellt.
Bezüglich der gesundheitlichen Bedeutung für Wetterfühlige werden vier Kategorien unterschieden:
positiv: | Wetterlagen, bei denen sich das Wetter durchweg positiv auf das Befinden auswirkt. |
kein: | Wetterlagen, bei welchen kein signifikanter Einfluss auf das menschliche Befinden nachgewiesen werden konnte. |
gering: | Wetterlagen mit geringer biotroper Intensität. Der leicht ungünstige Wettereinfluss macht sich bei sehr wetterfühligen Personen bemerkbar. |
hoch: | Wetterlagen mit hoher biotroper Intensität, welche in der Regel durch schnelle und / oder starke Luftmassen- bzw. Wetterwechsel sowie durch thermische Belastung hervorgerufen wird. Von den negativen Gesundheitseinflüssen ist ein größerer Personenkreis von Wetterfühligen betroffen. |
Da der Gefahrenindex die mittlere gesundheitliche Bedeutung für ein Kollektiv von Wetterfühligen beschreibt, kann die Reaktion eines Einzelnen davon abweichend sein!
Quelle: http://www.dwd.de